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Zuallererst einmal: Was bedeutet NCCFN?
Am wichtigsten ist, dass der Name nicht gleich als «Modelabel» auffällt. Sondern genauso gut ein französisches Zugunternehmen sein könnte. Und umso weniger der Name über uns verrät, umso mehr Gehalt hat unsere Arbeit. Die Buchstaben können frei interpretiert werden und für unterschiedliches stehen, so wandelbar wie wir als NCCFN sind: zum Beispiel «Nothing Can Come From Nothing» (ex nihilo nihil fit).
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Ihr seid ein Designkollektiv, das immer wieder aus neuen Mitgliedern besteht. Wie findet ihr jeweils zusammen?
Ja, wir sind ein Kollektiv. Im engeren Sinne natürlich auch ein Designkollektiv, aber eben nicht nur. Wir sehen NCCFN mehr als ein Netzwerk, welches wandelbar ist, welches mit verschiedenen Disziplinen durch die Mode kommuniziert. Das Kollektiv besteht neben Mode- und Grafikdesignern ebenso aus Artisans (Handwerker) wie z.B. Schneiderinnen, Siebdruckern sowie Protagonisten, Performern und Models. Weiter sind da auch noch Musikproduzenten und natürlich Video-Creators und Webdesigner. Und doch ist jedes Mitglied dabei Mitgestalter eines Ganzen und somit auch am Designprozess beteiligt.
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Wir finden uns Projekt und Themenspezifisch. Oft hat es einen sehr intuitiven und natürlichen Ursprung, da wir einander eben ständig mit anderen vernetzen und ein Gespür dafür besitzen, welche Personen (Designer, Künstler) in diesem Moment fördernd für andere Mitglieder sein könnten.
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NCCFN ist ein relativ junges Label. Mit was für Herausforderungen habt ihr zu kämpfen?
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Mit unserer «kontroversen» Position, haben wir uns die Herausforderung wortwörtlich gesucht – und sie auch gefunden. Da wir keine Probleme damit haben, mit den Problemen des globalen Mode-Business umzugehen, schaffen wir uns ganz bewusst und gerne KritikerInnen. Dadurch einen Diskurs entstehen zu lassen, ist uns wichtig.
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Wenn es um unsere «politische» Haltung geht und um unsere Freiheit an sich, sind wir mit unserer Positionierung konfrontiert. Wir müssen beispielsweise entscheiden, ob gewisse Projekte oder Zusammenarbeiten uns entsprechend repräsentieren. Somit sind wir der Kategorisierung von uns selbst gezwungenermassen ausgesetzt. Diese Kategorisierung durchbrechen wir wiederum mit unserem Schaffen. Das heißt, wir sprechen über marktstrategische Positionierung. Diese Positionierung entsteht bei uns nicht durch berechnetes Marketing, sondern durch echte Zusammenarbeit, die für die Betrachter auch nicht so einfach einzuordnen ist. Dies wiederum fordert den «heutigen Kunden».
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Die Konsumenten/Kunden herauszufordern, ist unsere eigentliche Marktstrategie: Dem «heutigen Kunden» eine Selbstbestimmung zu ermöglichen – in seiner Betrachtungsweise, bezüglich unserer Produkte, bezüglich uns als Produzenten – ist für uns relevant.
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Und unsere Freiheit zu bewahren: Nicht nur mit spezifisch repräsentativen Personen eines Trends, eines Genres oder Stils zusammen zu arbeiten oder nur in spezifischen Märkten repräsentiert oder verkauft zu werden.
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Ihr kreiert Mode aus den Restposten von Kleiderbrands. Was ist jeweils der Ausgangspunkt: Das verfügbare Material oder die Designidee?
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Wir arbeiten mit dem Bestehenden: Die Designidee entsteht durch das Material, dass wir erhalten und durch die Personen, welche die Kreationen tragen und repräsentieren.
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Globale Überproduktionen sind referenzlos in ihrer Herkunft und Herstellung, jedoch geladen mit Resonanz, welche wir wiederum in einen neuen Kontext werfen und somit ästhetisch und inhaltlich aneignen. Dadurch entsteht eine neue Wertbeziehung.
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Es ist eine Limitierung des Designprozesses. Diese Umkehrung der Designmethodik ist in einer Umgebung des Überflusses – vom Material bis hin zum Überfluss von Möglichkeiten – notwendig und einfach Sinn gebend.
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Was wurde euch durch die Unterstützung der Berner Design Stiftung ermöglicht?
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Die Kollektion «19.90 is still not 20.-» umzusetzen. Und Mitgliedern/Mitschaffenden, einen Pauschalbetrag zahlen zu können. Zudem konnten wir unser Arbeiten in der Theorie weiterentwickeln und einen «Konzeptualisierungsprozess» durchlaufen, wie wir weiterhin beständig bleiben und uns als Netzwerk entwickeln können. Diese lokale Form der Unterstützung hat einen sehr nachhaltigen Gehalt für junge Kulturschaffende wie wir es sind. Denn nicht nur die finanzielle Zusprache motiviert, weiter zu gehen und sich zu professionalisieren. Die Ausstellung BESTFORM ermöglicht es zudem, diese Anerkennung zu teilen, und unsere Arbeit einem Publikum zu kommunizieren. Diese Transparenz macht die Unterstützung der Berner Design Stiftung besonders.
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Welche Projekte stehen demnächst an?
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Die Kollektion «19.90 is still not 20.-» wird weiterentwickelt, d.h verschiedene Mitglieder unseres Netzwerkes entwickeln Looks, Stücke und Accessoires weiter. Diese Stücke sind, «solange der Vorrat» reicht, bei uns temporär erhältlich.
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Auch im Ausland werden wir einige Projekte haben. Darauf freuen wir uns sehr. Ganz im Sinne von “We local – We global”, um Globalität positiv nutzen zu können. Eines der wichtigsten Anliegen ist, dass wir als Gruppe und Produzenten unterschiedlichste «Gesellschaftsklassen» repräsentieren. Diese Diversität wird bei unseren «Konsumenten» beibehalten. Wir werden dieses Jahr mit Stores und Brands zusammenarbeiten. Konkret heisst das, dass die Überproduktionen oder Restposten eines Stores nachdem Designprozess für den Verkauf wieder in genau diese Läden kommen.
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Damit machen wir einen weiteren wichtigen Schritt und zeigen auf, dass unsere Methodik rationalisierbar ist. Wie z.B. in einem Sortierwerk in Indien: Effektiv werden dort Looks aus Restposten direkt vor Ort produziert. Wir interessieren uns auch für den dokumentarischen Aspekt: Mit dem uns vertrauten Medium Film werden wir unsere Sicht auf die dortige Umgebung auf einer künstlerischen und politischen Ebene kommunizieren.
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Wir sind zudem zu unterschiedlichen Diskussionen geladen. Einen Diskurs über unsere Schaffensweise und Zusammensetzung in dieser Branche führen zu können, ist uns extrem wichtig. Diese Auseinandersetzung nun auch international führen zu können – etwa am Austrian Center for Fashion Research – ist überaus wertvoll und erfreulich.
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Die Modedesignerin Nina Jaun von NCCFN wird auch an der Podiumsdiskussion der Berner Design Stiftung zum Thema «Designkollektive im digitalen Zeitalter» teilnehmen.
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ƒDer kostenlose Anlass findet am 25. April, um 19 Uhr, im Stadtsaal des Kornhausforum statt.
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Mit dabei sind auch der Illustrator Jared Muralt, die Produktdesignerin Lisa Ochsenbein sowie die Textildesignerin Mirjam Huwiler. Moderiert wird der Anlass von Lela Scherrer, Fashion und Concept Designer.